Erasmus-Aufenthalt in Bergen, Norwegen
August 2006 - Mai 2007


von Steffi Hundorf
 
 

Gleich zu Beginn möchte ich festhalten, dass mein Aufenthalt in Bergen eine tolle Erfahrung war, die ich immer gerne in Erinnerung behalten werde.

Angefangen mit der Bewerbung an der Uni in Bergen (http://www.uib.no/info/english/), über die Bereitstellung einer Unterkunft und die Betreuung während des Aufenthalts bis hin zu abschließenden Formalitäten ist alles wirklich gut geplant.

Bewerben kann man sich direkt auf der Internetseite der Universität in Bergen, die auch auf Englisch übersetzt wurde (Hier der Link zum Bewerbungsformular für Erasmusstudenten). Nachdem man diese innerhalb der Bewerbungsfrist (15.Mai/15.Oktober) ausgefüllt und abgeschickt hat, bekommt man ein „Application receipt“ zugeschickt. Dieses muss man ausgefüllt und unterschrieben zurückschicken. Danach erhält man per Post einen „Letter of Acceptance“, der sehr wichtig ist, da man ihn grade zu Beginn des Aufenthalts, solange  man noch keinen Studentenausweis hat, sehr häufig benötigt. Man soll nach Erhalt auch per Mail noch einmal bestätigen, dass man den Platz wirklich annimmt.

Beim Ausfüllen des Bewerbungsformulars wird man gefragt, ob man an einem Sprachkurs teilnehmen möchte und wenn ja, an welchem. Bei Interesse kann ich nur raten, sich direkt für einen zu entscheiden und zu bewerben, da es im Nachhinein meist sehr schwierig ist noch einen Platz zu bekommen.

Ich habe am Sprachkurs Level 01 teilgenommen. Dieser fand 4 Stunden pro Woche statt und man erhält einen guten Einblick in die Sprache. Im Nachhinein würde ich jedoch sagen, dass er gerade für deutschsprachige Studenten ein bisschen zu einfach ist. Norwegisch ist dem Deutschen sehr ähnlich und dadurch auch relativ gut zu erlernen. Grundsätzlich sollte man sich darüber klar sein, ob man intensiv Norwegisch erlernen möchte, dann bietet sich der Kurs Level 1 an (6 Stunden pro Woche), oder ob man eigentlich nur einen Eindruck gewinnen will (Level 01).  Am Effektivsten ist natürlich eine Kombination von Level 1 und 2, aber man sollte sich gut überlegen ob man Zeit für die 8 Stunden pro Woche hat. Wenn man Norwegisch schon etwas oder sehr gut kann, sind die Überlegungen natürlich hinsichtlich der Kurse 2 und 3 zu machen.

Grundsätzlich gibt es aber in allen Sprachkursen Hausaufgaben, zwischendurch 1-2 kleine Prüfungen und am Schluss eine mündliche und eine schriftliche Prüfung.

Ich muss aber auch sagen, dass es theoretisch nicht notwendig ist Norwegisch zu lernen, da wirklich jeder Englisch kann und das meist wirklich gut. Und die Norweger/-innen die man kennen lernt sind meist froh, wenn sie auch mal Englisch reden oder gar ihr Deutsch auffrischen können, dass sehr viele in der Schule erlernt haben.

Außerdem muss man sich bei der Bewerbung entscheiden, ob man einen Platz im Studentenwohnheim Fantoft annehmen will oder ob man sich bereits selbst um eine Unterkunft gekümmert hat. Ich würde auf jeden Fall dazu raten erstmal den Platz in Fantoft anzunehmen. Es ist einfacher dann vor Ort eine Wohnung zu suchen, falls man nicht im Studentenwohnheim bleiben möchte. Ich habe die ganze Zeit dort gewohnt und war sehr zufrieden damit.

Fantoft ist ca. 5 km vom Stadtzentrum entfernt, aber es gibt sehr gute Busverbindungen. Man braucht dann eine Karte für den Bus, die pro Monat 400 NOK (ca. 50 EUR) kostet. Das gibt einem schon mal den Einblick in das Preisgebilde in Norwegen; gleich noch etwas mehr dazu.

Es gibt drei verschiedene Wohnungs-Varianten. Mann kann alleine wohnen mit eigener  Küche und eigenem Bad oder mit eigenem Bad und Küche zu siebent. Die dritte Möglichkeit ist eine Wohnung für zwei bei der man sich Küche und Bad teilt. Ich hatte diese letzte Variante und war damit sehr zufrieden. Das liegt aber natürlich hauptsächlich daran, wen man als Mitbewohner hat. (Miete 1631NOK (ca. 200 EUR) plus Strom/Heizung 327 NOK (ca. 40 EUR). Die Miete für Einzel-Wohungen ist ein kleines bisschen höher. Bei der Ankunft muss man eine Kaution von 2500 NOK (ca. 308 EUR) zahlen, die man am Schluss wieder zurückbekommt, wenn mit dem Zimmer alles in Ordnung ist.

Welche Unterkunft man erhält hängt auch daran, wann man anreist. Zu Beginn kann man wählen und am Schluss sind meinst nur noch Zweier oder Einzel - Wohnungen frei. Die, bei der man sich die Küche mit 6 anderen Leuten teilt, sind am begehrtesten und meist als erstes belegt. Jedes Zimmer hat eine sehr gute Internetverbindung, die im Mietpreis enthalten ist.

Wenn man den „Letter of Acceptance“ erhalten hat, dann sind alle formalen Dinge bzgl. der Uni und Unterkunft erstmal erledigt und man braucht sich nur noch um versicherungstechnische oder anreisetechnische Dinge zu kümmern. Meist ist die Krankenversicherung, die man hier in Deutschland hat, ausreichend und jeder sollte für sich selbst entscheiden ob man noch eine zusätzlich Auslandsversicherung abschließen möchte.

Flüge nach Norwegen kann man bei Norwegian, SAS oder KLM buchen.

Bezüglich des Datums der Anreise sollte man unbedingt beachten, dass man bereits während der „Introductory Week“ anwesend ist. Diese findet meist Mitte August statt. Es wird einem wirklich viel geboten und man lernt sowohl viele internationale als auch norwegische Studenten kennen. Außerdem erledigt man gemeinsam alle Formalitäten bzgl. Aufenthaltserlaubnis, Studentenausweis usw.

Die Kurse in Norwegen sind oft relativ klein und der Professor hält die Vorlesung auf Englisch, wenn internationale Studenten teilnehmen. Am Schluss muss man eine schriftliche oder mündliche Prüfung absolvieren, die meist um einiges länger ist, als wir es aus Deutschland kennen. (z.B. schriftlich 4-6 Stunden, mündlich 45 Minuten). Ich persönlich habe nur im 1.Semester (1.August – 31.Dezember) Vorlesungen gehört. Im 2. Semester habe ich meine Diplomarbeit geschrieben und wurde sehr gut betreut. In der Uni  bekommt man oft auch als „gewöhnlicher Student“ einen eigenen Platz mit Internetanschluss zur Verfügung gestellt an dem man lernen und arbeiten kann.

Ich habe mitbekommen, dass die meisten Studenten sich sehr schnell eingelebt haben. Unter denen, die ihren Aufenthalt nur für ein Semester (d.h. bis Dezember) geplant hatten, gab es einige, die ihren Aufenthalt um ein weiteres Semester verlängert haben. 

Aber es gibt zwei Dinge an die man sich in Bergen gewöhnen muss: das Wetter und die Preise.

Den Titel als regenreichste Stadt Europas hat Bergen nicht umsonst bekommen. Es regnet wirklich sehr oft, aber wenn die Sonne dann mal scheint ist die Stadt wunderschön. Besonders im Spätsommer gibt es viele sonnige Tage. Im Winter wird es gar nicht so kalt und es gibt dadurch meist auch gar nicht so viel Schnee. Aber es gibt gute Möglichkeiten in der Nähe Wintersport zu betreiben.

Man sollte grundsätzlich natürlich alle Möglichkeiten nutzen in Norwegen zu reisen.

Meist hat man davon gehört, dass in Norwegen Bier bzw. allgemein Alkohol sehr teuer ist. Aber teure Preise findet man bei vielem. Lebensmittel sind oft fast doppelt so teuer wie in Deutschland. Ein wichtiger Punkt, wenn man nach Norwegen geht, ist also das Finanzielle. Von Erasmus habe ich knapp 100 Euro pro Monat als Unterstützung, erhalten was natürlich bei weitem nicht ausreichend war. Man muss sich also möglichst vorher schon um das Finanzielle kümmern. Natürlich findet man auch einen Nebenjob in Bergen, besonders wenn man Norwegisch sprechen kann. Wenn nicht, dann kann man trotzdem z.B. als Bedienung o.ä. arbeiten und die Bezahlung ist nicht schlecht. Man muss sich nur überlegen, ob man die Zeit dafür hat. Wenn man in Bergen ausgehen will, dann ist das sehr gut möglich. Es gibt viele nette Cafés und Bars. Norweger feiern gerne, trinken aber oft viel zu viel.

Die meiste Zeit habe ich mit anderen internationalen Studenten verbracht, die fast alle auch im Fantoft-Studentenwohnheim gewohnt haben, aber ich habe auch Norweger kennen gelernt, mit denen man vieles unternommen hat. Ich würde sagen, dass die meisten internationalen Studenten aus Deutschland und Spanien kommen. Aber es gibt auch viele französische und italienische Studenten in Bergen. Insgesamt findet man Leute aus fast jedem Land im Wohnheim.

Norwegisch kann ich jetzt einigermaßen verstehen, aber ich habe mich auch am Schluss noch auf Englisch unterhalten. (Wegen der Diplomarbeit hatte ich leider keine Zeit für einen weiterführenden Sprachkurs im 2. Semester.) Mein Englisch hat sich dadurch wirklich sehr verbessert und ich habe auch viele spanische, französische und italienische Worte und Ausdrücke gelernt.

Abschließend würde ich sagen, dass ich sowohl kulturell als auch persönlich viele tolle und beeindruckende Erfahrungen gesammelt habe.